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Denken mit dem Stift



Denken mit dem Stift. Was soll das denn sein? Eigentlich ganz einfach: Wir denken alle zusammen und ich zeichne die Gedanken. Wobei zeichnen eigentlich gar nicht das richtige Wort dafür ist. Es ist eher ein kritzeln. Sehr einfach und simpel, aber auf den Punkt gebracht. 

 

Ich nenne eine bestimmte Form des Meetings so, das am Anfang der Entstehung eines Strategiebildes liegt. Ein Meeting, welches sich zwischen einem Briefing und einem Workshop bewegt. 


Wann wird der Workshop "Denken mit dem Stift" eingesetzt?

Es gibt Kunden, die möchten ein Strategiebild gezeichnet haben am Ende von einer Strategie-Workshops-Reihe. Die Strategie ist frisch erarbeitet und der Kunde weiß, welche Kernaussagen er vermitteln möchte, was alles auf das Bild soll und auch, was nicht. In diesem Fall bekomme ich das Briefing runter geschrieben auf einer halben DinA4 Seite, wo alles Wesentliche drauf steht. Manchmal hat so ein Kunde sogar schon eine fertige Bildidee.

 

Und dann gibt es Kunden, die möchten ein Strategiebild gezeichnet haben, ohne sich darüber klar zu sein, welche Kernaussagen in diesem Bild vorkommen sollen. Vielleicht existieren ein oder mehrere Fotoprotokolle von vergangenen Workshops. Vielleicht gibt es auch mehrere PPP, die die Strategie beschreiben. Vielleicht existiert auch nur eine wage Idee im Kopf des Kunden. Aber runter gebrochen auf ca. 7 Hauptaussagen (die so ein Strategiebild in etwa braucht) ist diese Strategie in diesem Falle nicht. 

 

Im zweiten Fall setze ich den etwa zweistündigen Workshop "Denken mit dem Stift" ein, um zu einem bestmöglichen Ergebnis zu kommen, welches nicht nur den Kunden glücklich macht, sondern auch noch sinnvoll den Prozess unterstützt und in der Kommunikation über die Strategie hilfreich ist. 



Die Auftragsklärung

Am Anfang steht eine gute Auftragsklärung. Es müssen die Fragen geklärt werden, was die genauen Kundenwünsche sind und wie sich diese am besten mit einem Bild realisieren lassen. Mein Ziel ist es immer, dass das Bild den Prozess und die Kommunikation unterstützt. Manchmal kommt es sogar zu einer Situation, dass ich dem Kunden etwas ganz anderes anbiete, als er angefragt hat, weil ich im Verlauf des Gespräches merke, dass ein anderer Prozess für sein Ziel viel sinnvoller sein kann.


Die Vorbereitung

Wenn ich im Vorgespräch also feststelle, dass noch recht viele Dinge unklar sind, um so ein Strategiebild zeichnerisch umsetzen zu können, biete ich diesen etwa zweistündigen Workshop an. Für den gibt es dann zwei Voraussetzungen:

  1. Alle, die etwas zu diesem Prozess beitragen möchten, sollten anwesend sein. Maximal jedoch 12 Personen. 
  2. Alle Teilnehmenden und auch die, die nicht teilnehmen, aber trotzdem etwas beitragen möchten, bekommen von mir einen Fragebogen, der bis spätestens zwei Tage vor dem Workshop ausgefüllt sein muss. 

Der Fragebogen

Hier einmal ein beispielhaften Fragebogen, den ich, je nach Kundenanforderungen, anpasse:


Mögliche vorbereitende Fragen für ein Strategiebild:

 

  1. Wofür wird das Bild benötigt?
  2. Was ist das Ziel des Prozesses? (Beispielsweise zufriedene Mitarbeiter, mehr Umsatz, mehr Freizeit,…)
  3. Wer soll am Ende das Bild verstehen?
  4. Welche Kernbotschaften sollen auf jeden Fall auf das Bild?
  5. Nennen Sie bitte 5-7 Übergeordnete Begriffe/Sätze/Inhalte.
  6. Evtl. ein paar Stichpunkte unter diesen Begriffen
  7. Was soll am Ende mit dem Bild geschehen?
  8. Welche Bildwelt könnte passen? (Strassen, Berge, Meer, Universum,…)
  9. Haben Sie schon Farben im Kopf?
  10. Gibt es sonst noch Ideen, Anmerkungen für das Bild?

Der Workshop

Der Workshop "Denken mit dem Stift" ist eigentlich gar kein wirklicher Workshop, sondern, wie eingangs schon geschrieben, ein Zwischending zwischen einem Briefing und einem Workshop. 

Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum?

...wer nicht fragt bleibt dumm. Wer kennt es noch? Dieses Lied aus der Sesamstrasse. Der Start in so ein Strategiebild-Prozess gestalte ich genau so. Ich lasse mir von den Teilnehmenden noch mal ganz genau erzählen, was das Bild für Sie bringen soll. Angefangen mit der Frage "Wozu wird dieses Bild gebraucht?" und "was ist das Ziel des Bildes?"


So ein kleiner Workshop hilft, den ganzen Elefanten zu sehen.

 

Fünf  Männer mit verbundenen Augen untersuchen einen Elefanten, um zu begreifen, worum es sich bei diesem Tier handelt. Jeder untersucht einen anderen Körperteil. Dann vergleichen sie ihre Erfahrungen untereinander und stellen fest, dass jede individuelle Erfahrung zu ihrer eigenen, vollständig unterschiedlichen Schlussfolgerung führt. 

 

Meine Rolle ist es, alle Stimmen in den Raum, bzw. auf das Papier zu bringen, zuzuhören, Bild-Vorschläge zu machen, wieder zu verwerfen, noch mehr zuzuhören, Bild-Vorschläge machen lassen, zuhören, Bild erweitern, abwandeln, noch mal zuhören...


Manchmal darf ich viele lose Einzelbilder zu einem Gesamtbild zusammen fügen. Meine Ansprechpartner sind teilweise die oberste Führungsebene. Natürlich müssen die dann dabei sein, wenn es um die Firmenstrategie Ihrer Firma geht. Diese Damen und Herren haben häufig nicht viel Zeit. Bei diesem Workshop relativ zügig die unterschiedlichsten Dinge bildlich auf den Punkt zu bringen, ist meine Aufgabe. 

 

Aus meiner Erfahrung funktioniert das tatsächlich nur mit einem Bild. Es reicht nicht, Post-Its auf Pinnwände zu hängen. Nur über ein einheitliches Gesamtbild kommt man auch zu einem einheitlichen Ziel.


Ziel des Workshops

Das Ziel von so einem "Denken mit dem Stift" Meeting ist die Erarbeitung einer Bilderwelt. Hier kommt mein Stift zum Einsatz. Weswegen das Meeting dann auch seinen Namen hat. Mit Hilfe einer Dokumentenkamera kann jeder Online-Teilnehmende mir über die Schulter gucken und zusehen, was ich zeichne. Zu diesem Zeitpunkt wird fest gelegt, ob ich beispielsweise eine Stadt mit einzelnen Stadtbezirken und verbindende Straßen zeichnen oder ob es 5 Berge für fünf Themen werden, die nacheinander bestiegen werden wollen oder ob wir lieber ein Team aufzeigen, welches in die gleiche Richtung rudert und ein gemeinsames Ziel am Horizont vor Augen hat. Vor Ort geht so ein Termin natürlich auch, aber online ist es mit der Terminfindung häufig einfacher.


Am Ende haben alle Beteiligte, inkl. ich, ein gemeinsames Bild von dem, was in den nächsten Wochen entstehen wird als Strategiebild. In der Regel ist das eine ganz schnelle und raffe Zeichnung. Und könnte zum Beispiel so aussehen: 

  • Bild eins: Wir haben 5 Berge zu besteigen, um zum Ziel zu kommen.
  • Bild zwei: Gemeinsam gehen wir den Weg, der uns über x Wegpunkte führt.
  • Bild drei: Um von A nach B zu fahren, müssen wir über gefährliches Wasser fahren, wo uns....erwarten würde. 
  • Bild vier: Wir sitzen alle im selben Boot und haben alle das gleiche Ziel. 

Das Ergebnis

Am Ende von so einem Strategiebild-Prozess steht dann ein fertiges Bild, mit dem sich alle Beteiligte identifizieren können. Zwischen dem anfänglichen Workshop und dem Endergebnis liegen noch ein paar Korrekturrunden, aber um die geht es heute nicht. Heute wollte ich nur "Denken mit dem Stift" vorstellen.


Übrigens werde ich sehr häufig auch nach Prozessbildern, Diaologbildern, nach einem Leit- oder Visionsbild oder auch nach einem Wimmelbild oder Visual Storytelling gefragt. Der Einfachhalt halber fasse ich all diese Begriffe unter dem Begriff Strategiebild zusammen. Denn in der Regel geht es immer darum, aufzuzeigen, wo man steht und was man gerne am Ende erreichen möchte. Zwischen beiden Punkten gibt es diverse Schritte, um von A nach B zu kommen. Das ist dann die Strategie.


Die Inhalte dieses Blogbeitrages sind zum Teil meines Buches "Graphic Recording. Das 1x1 der Live Visualisierung" entnommen. Dieses Buch ist nicht nur für alle Graphic Recorder sinnvoll, sondern hilft auch allen, die mit der Visualisierungen im Business-Kontext arbeiten. Besonders auch den Kunden.

 

Erschienen ist das Buch im MITP Verlag und hier erhältlich.


Wenn Sie jetzt denken, dass so ein kleiner Workshop "Denken mit dem Stift" ihrem Prozess helfen könnte. Wenn Sie denken, dass Ihre Strategie bildliche Unterstützung braucht. Wenn es Ihnen schwer fällt, Ihre Strategie zu kommunizieren oder wenn diese viele Mitarbeiter oder Ihre Kunden erreichen soll. Dann melden Sie sich gerne bei mir. Wir schauen dann gemeinsam, welcher Weg für Sie und Ihren Prozess am sinnvollsten sein kann. 

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