
Zum 7. Mal fand das World Forum for Ethic and Leadership in Sports statt. Am 24. Juli in Basel – parallel zur UEFA Frauen-Europameisterschaft. Organisiert wurde der Gipfel vom World Forum for Ethics in Business mit Unterstützung des Kantons Basel-Stadt. Ich durfte hier zwei spannende Tage mit einem Graphic Recording begleiten.
Graphic Recording für eine bessere Welt.
Ja, mag sein, dass diese Überschrift etwas pathetisch ist. Aber irgendwie war es wirklich so. Ich bin so häufig als Graphic Recorderin in Unternehmen gebucht, wo es logischerweise auch um Zahlen, Daten und Fakten geht. In der Regel drehen sich die Workshops oder Konferenzen um das Thema Wachstum oder zumindest dem naheliegenden Wunsch, am Markt bestehen zu bleiben. Es geht auch um Werte, Visionen und manchmal auch darum, im Rahmen der Möglichkeiten des Unternehmens, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Vor allen Dingen geht es immer um das Thema der Transformation und welche Veränderungen nötig sind, um in diese komplexen Welt bestehen zu können.
Diese Veranstaltung hat mich tief bewegt. Es ging nicht um das Thema, wie man bestehen bleiben kann, in dieser komplexen Welt. Es ging darum, wie man wieder mehr die Werte Respekt, Fairness und Vertrauen leben kann. Besonders in den Bereichen Sport und Leadership.
Hochrangige Vertreter von Sports und Wirtschaft kamen zusammen, um über verloren gegangene Werte und Ideen zu diskutieren und Lösungen zu finden. Sehr hohe Gehälter, Doping und das Sponsoring durch ungesunde Softdrink- oder Fast Food-Ketten entsprechen nicht der eigentlichen Idee des Sports.

Beeindruckt hat mich Sri Sri Ravi Shankar, der einen ganzheitlichen Blick auf den Sport geworfen hat. "𝘛𝘩𝘦 𝘨𝘰𝘢𝘭 𝘰𝘧 𝘭𝘪𝘧𝘦 𝘪𝘴 𝘵𝘰 𝘤𝘳𝘦𝘢𝘵𝘦 𝘩𝘢𝘱𝘱𝘪𝘯𝘦𝘴𝘴" ist sein Ansatz. Und Sport sollte ein Teil davon sein. "𝘌𝘪𝘵𝘩𝘦𝘳 𝘺𝘰𝘶 𝘸𝘪𝘯 𝘰𝘳 𝘺𝘰𝘶 𝘮𝘢𝘬𝘦 𝘴𝘰𝘮𝘦𝘰𝘯𝘦 𝘦𝘭𝘴𝘦 𝘸𝘪𝘯".
Wenn man diese ursprünglich spielerische Idee des Sports wieder zurück in den Fokus rücken würde, wäre die Welt ein besserer Ort.
Xherdan Shaqiri (ehemaliger Schweizer Nationalspieler) und Jeannine Gmelin, OLY (World Champion & Double Olympian) wurden ausgezeichnet mit dem Ethik in Sports Award. Diese beiden Ausnahmesportler und Vorbilder zeigen uns, dass es möglich ist, mehr Achtsamkeit, Respekt und Fairness im Profi-Sport zu leben.

Jeannine Gmelin kann man als eine mutige Führungspersönlichkeit bezeichnen. Sie hat eine kraftvolle Stimme für das gefunden, was wirklich zählt.
In diesem Jahr wurde sie mit dem Ethik im Sport Award ausgezeichnet für ihren mutigen Einsatz für psychische Gesundheit, ihr unerschütterliches Engagement für Fairness im Sport und ihre konstante Unterstützung junger Sportlerinnen. Indem sie offen über ihren eigenen Weg spricht – mit all seinen verletzlichen Momenten, Rückschlägen und Phasen der Selbstreflexion – hat sie neu definiert, was es bedeutet, stark zu sein. Ihre stille Führung zeigt deutlich: Resilienz schließt Ruhe ein, und wahre Größe beinhaltet auch Gnade. Durch ihre Authentizität ist Jeannine zu einem Leuchtturm der Hoffnung und des Wandels in der Sportwelt geworden – ein Vorbild, das beweist: Psychische Gesundheit ist keine Schwäche, sondern eine Grundlage echter Leistung und Menschlichkeit. Sie erinnert daran, dass in Stärke auch Sanftheit Raum haben kann und wie viel Kraft in Ehrlichkeit steckt und wie man damit inspirieren und führen kann.

Focus on what you can control. Das war auch eine der Hauptaussagen, die ich visuell fest gehalten habe.
Doch was ist damit gemeint? Wir können sehr viele Dinge nicht kontrollieren, versuchen es aber immer wieder. Beispielsweise die Handlungen anderer Menschen. Oder wir tun etwas in der Erwartung, dass dann ein bestimmtes Ergebnis eintritt. Wir können zwar in einem bestimmten Rahmen unsere Handlung kontrollieren, nicht aber das Ergebnis.
Was können wir denn kontrollieren? Mit sehr viel Übung können wir unseren Geist, unsere Gedanken und unsere Worte kontrollieren. Dazu gehört viel Übung und Disziplin. Von alleine geht das nicht. Eine Möglichkeit, den Geist zu kontrollieren sind Atemtechniken. Zum Thema Disziplin gehört auch die Aufgabe, Dinge auf die richtige Art und Weise zu tun und nicht auf die einfache. Und ein weiterer Fokus für ein gutes Leben sollte die Frage sein, was wir der Welt geben können und nicht, was die Welt für uns tun sollte.
Wichtig im Sport und auch im Business....eigentlich...

Parallelen wurden gezogen zum Business. Auch hier ist ein Erfolg nur möglich, wenn man als Team gut funktioniert und wenn man die richtigen Menschen auf die richtigen Positionen setzt. Je authentischer die Führung die oben genannten Werte lebt, desto mehr werden diese auch im Team gelebt. Nur reden hilft nie.
Die Themen Demut und Würde wurden hervor gehoben. Leider Worte, die bei uns keinen allzu großen Stellenwert mehr haben. Hängen geblieben ist mir auch der Satz, dass Demut schwer zu erhalten ist, wenn sehr viel Geld im Spiel ist.

Der zweite Tag dieser Konferenz rückte das Business mehr in den Fokus. Und ein Thema, was uns wohl alle gerade beschäftig, ist die Frage, wie wir innerlich stabil bleiben können, wenn es im Außen immer unübersichtlicher und chaotischer wird. Das ist für uns alle wichtig und noch relevanter ist es für Menschen in leitenden Funktionen.

Dr. Sanjay Pradhan, CEO of Open Government Partnership und Former Vice president of The World Bank hat am Tag zwei die Eröffnungsrede gehalten und die Analogie eines Kuchens dargestellt. Ganz oben ist das Business, welches für alle zu sehen ist. Darunter befindet sich das, was er "Ethical Leadership" nennt.
In meinen Strategiebildern, die ich für diese Bereiche zeichne, würde ich das auch als Werte bezeichnen. Unter diesem Bereich dieser Unternehmenswerte befindet sich die Basis. Das wichtigste und unsichtbarste am Kuchen / Business: die innere Welt einer führenden Person. Ein ruhiger und stressfreier Geist, aufgeladene innere Batterien, eine gute Balance von Herz und Kopf und vor allem die Erkenntnis, dass es in uns etwas gibt, was immer unberührt bleibt, von all dem Chaos im Außen.

"Your inner strengt should be bigger than anything outside" stand im Fokus des zweiten Tages. Es wurden Möglichkeiten aufgezeigt, in turbulenten Zeiten innerlich friedvoll zu bleiben und wie ein Surfer jede Welle nehmen zu können, auch die größten. Der erste Schritt in Richtung Resilienz ist es, sich seine Gedanken anzuschauen. Der größte Stressfaktor ist, wenn wir einen festen Plan, eine feste Idee von etwas haben und diesen nicht loslassen können, wenn sich die Dinge anders entwickeln als vorgestellt oder gewünscht. Die Akzeptanz, dass es immer Konflikte in dieser Welt gegeben hat und immer wieder geben wird, ist der zweite Schritt. Die Welt besteht aus 4 Elementen und 3 davon stehen immer im Kampf miteinander. Konflikte sind Teil des Lebens. Natürlich bedeutet all das nicht, dass man nicht in eine Handlung gehen soll, sondern nur mit welcher inneren Verfassung man diese Handlung ausübt. Ruhig oder gestresst. Friedvoll oder aggressiv. Wie erreicht man mehr?
Alles in allem zwei ganz besondere Arbeitstage, wo mein Herz höher schlägt und meine Hoffnung wieder unendlich groß ist, dass diese Welt doch noch ein stress- und gewaltfreier Ort sein kann, wo alle Menschen lächeln und das Leben zu einer Feier wird (frei übersetzt nach Sri Sri Ravi Shankar)
